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Doktor hat Dscharani vor Ihnen nie erwähnt, weil er auf Frau von Bruck Rücksicht nahm. Er mag damals schon von General Bewers, dem jetzigen Gouverneur von Chartum, mehr über Frau von Brucks Beziehungen zu dem berüchtigten Tschandu erfahren haben, als er selbst mir eingestand.“

Pelcherzim schob sich den Tropenhelm unwillig ins Genick und meinte ärgerlich: „Zum Henker, Tschan, ich will endlich klar sehen … Tschanda ist mir lieb und wert, und – na, kurz und gut: Lebt dieser Brex noch?“

Tschan hob die Schultern. „Nirgends wird so viel gelogen, soviel verheimlicht und vertuscht als in den halbzivilisierten Randgebieten des Sudan. Tatsache ist, daß damals, als Juli und August 1914 in Chartum der Aufstand aufflackerte und nur durch die rechtzeitige Warnung Frau Theresas niederschlagen werden konnte, Hauptmann Bewers den Tschandu mit einem Expeditionskorps in seinem Schlupfwinkel angreifen und vernichten sollte. Die englischen Truppen stießen auf keinen Widerstand, im Gegenteil, der neue Sultan von Dscharani kam ihnen entgegen, erklärte, daß der Tschandu entflohen und von seinen eigenen Leuten getötet sei und bewirtete Bewers mit allem Prunk, versprach die Zerstörung der ungeheuren Mohnfelder, duldete es auch, daß Hauptmann Bewers dreißig Soldaten zurückließ und zeigte nicht die geringste Neigung, etwa die Politik des Tschandu Brex fortzusetzen, obwohl gerade Sultan Mossala Dschin als Enkel des berühmten Osman Digna, des Feldherrn des Mahdi,

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W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/109&oldid=- (Version vom 1.8.2018)