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noch gegen die Dunstmassen am Horizont, als die Hyänenmutter ihre stinkende Wochenstube verließ, um drüben bei den kahlen Felsenhügeln der öden Wüste an den Resten einer von einem Leoparden gerissenen Säbelantilope ihren Hunger zu stillen.

Daß sie heute bei Tagesanbruch noch argwöhnischer als sonst den Platz aufsuchte, wo sie sich mühelos sättigen konnte, hatte seine guten Gründe. Die Sehschärfe aller Hyänen ist gering, ihr Geruchssinn und ihr Gehör dagegen sind vortrefflich ausgebildet. Vorhin, als sie ihre beiden Jungen gesäugt hatte, war an ihr Ohr ein Knattern gedrungen, das sie zunächst für Salven und Schüsse kämpfender Beduinen hielt. Die Gegend hier um das Wadi Tarbu war eben die gefährlichste Ecke der Provinz Cordofan. Senussi kamen häufig von Norden her über die Grenze, im Westen lag der einzige Urwald- und Sumpfgürtel des Dschebel Dscharani mit seinem bunten Völkergemisch von seßhaft gewordenen Mahdisten-Flüchtlingen, mehr nach Süden zu hausten die kriegerischen Baggara[ws 1], die das französische Protektorat über das einst freie Dar Fur nur aus Klugheit anerkannt hatten.

Außerdem hatte die vorsichtige Hyänenmama auch noch ein merkwürdiges Sausen in der Luft und ein paar starke Explosionen wie Kanonenschüsse vernommen, und all das veranlasse sie, heute noch mißtrauischer als sonst ihren Weg fortzusetzen.

Die Hyänenmutter schnupperte noch argwöhnischer. Sie roch den Rauch eines Lagerfeuers, aber es war nicht der stinkende Dunst des landesüblichen

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Siehe hierzu auch den Artikel: Das grausamste Volk der Erde von Walther Kabel. Erschienen in: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1915, 6. Band, S. 212–213
Empfohlene Zitierweise:
W. von Neuhof: Rauschgiftpatrouille. Verlag moderner Lektüre G.m.b.H., Berlin 1933, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Rauschgiftpatrouille.pdf/105&oldid=- (Version vom 1.8.2018)