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wurde, die dem Geiste des Zeitalters und dem Ceremoniel der Höfe eigen waren.

So mußte schon der bloße Ausdruck der Dankbarkeit und der Ehrfurcht den Schein einer Bewunderung und Anbetung annehmen, die sonst nur Wirkung der Leidenschaft zu seyn pflegt. Aber wie natürlich war es nun auch, daß wirklich zärtere Gefühle in dem Herzen der Troubadours für die Damen gegründet wurden, um deren Unterhaltung sie sich so wesentlich verdient machten. Das Herz des schönen Genies ist ohnehin so weich und so empfänglich für zärtere Empfindungen, und Eitelkeit pflegt eine ihm sehr gewöhnliche Schwäche zu seyn. Wie war es möglich, von Liebe vor schönen Prinzessinnen zu singen, ihr Lob mit dem Ausdrucke der Abhängigkeit und Anbetung in diese Gesänge einzuweben, ohne daß der Dichter sich unvermerkt an die Stelle des Liebenden, die Dame an die Stelle der Geliebten geschoben hätte! Dadurch erhielten ja erst seine Werke den mächtigen Zauber der Wahrheit und der Individualität. Wie leicht ward auf der andern Seite der Beyfall, den die Dame dem unterhaltenden Talente des Troubadours schenkte, mit der Wirkung eines interessantern Eindrucks verwechselt, und dem armen Troubadour, der ihn durch seine Person hervorgebracht zu haben glaubte, vollends der Kopf verrückt! Kurz! Beynahe alle Troubadours waren entweder wirklich in die Damen verliebt, an deren Höfen sie von Liebe dichteten, oder schienen es wenigstens zu seyn.

Hier aber mußten sie in ihren Aeußerungen eine Behutsamkeit, in ihren Wünschen eine Beschränkung