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Vorbilder vor Augen gehabt haben, die sich durch einen pomphaften, bilderreichen Styl auszeichneten. Denn für Völker, die durch Nachahmung ihre Poesie kultivieren, ist dieser Schimmer in ihren Vorbildern äußerst verführerisch, und es liegt in der Natur des Nachahmers, daß er überall, und mit doppelt grellen Farben mahlt.

Der eben angegebene Grund erhält dadurch seine größte Stärke, daß sich eine näher liegende Quelle angeben läßt, aus welcher die Troubadours ihre Bildung geschöpft haben. Diese floß zunächst aus den lateinischen Gedichten der damahligen Zeit, und diese flossen wieder aus den klassischen Autoren der Römer, besonders aus dem Ovid. Es ist eine ganz falsche Vorstellung, wenn wir glauben, daß die klassische Litteratur der Römer jemahls ganz in Vergessenheit gerathen sey. Es läßt sich dieß nicht einmahl von der griechischen Litteratur mit Gewißheit behaupten. Ausgebreitet war diese Kenntniß freylich nicht, aber einzelne Gelehrte besaßen sie, besonders in Klöstern. [1]


  1. S. was Deutschland anbetrifft: Schmidts Geschichte der Deutschen Th. 2. S. 370. ff. Edition von 1784. Daß die deutsche Aeneide des Heinrich von Veldek, der 1170 lebte, aus dem Französischen übersetzt sey, und diese französische Uebersetzung wieder aus einer provenzalischen herstamme, zeigt Bodmer in den neuen kritischen Briefen S. 89. Adenes, ein französischer Romanendichter übersetzte sogar den Aesop aus dem Griechischen ins Lateinische. Eichhorns Geschichte der Kultur. S. 86. Die Italiäner liebten besonders das Studium der ältern Autoren. Wilgard, ein Lehrer der Grammatik zu Paris, behauptete, daß die klassischen Autoren den Schriften der heiligen Väter vorzuziehen wären. Schmidts Gesch. d. Deutschen, Th. 3. S. 189. Daß die Mönche den Minstrells vorgearbeitet [79] haben, darüber siehe Herrn Hofrath Eschenburgs Gesch. der englischen Poesie in den Beyträgen zum Sulzer, im ersten Bande, 2ten Stücke. Vergl. Sprengels Geschichte von Großbrittanien: Allgemeine Weltgeschichte 47ster Theil. S. 230. u. ff. Bayle Dict. hist. critique, Artikel Averroes. Schon 1209 wurden auf einem Concilio zu Paris einige Bücher des Aristoteles zum Feuer verdammt, die aus dem Griechischen ins Lateinische übersetzt waren. Ich hatte bereits diese Note ausgearbeitet als ich des Herrn Professors Heeren Geschichte des Studiums der klassischen Litteratur. Göttingen 1797 zu Gesicht bekam. Ich finde darin nicht allein meine Vermuthung, daß die klassische Litteratur nie ausgestorben sey, bestätigt, sondern ich werde sogar durch die von ihm angegebenen Data auf die Vermuthung geführt, daß der ganze Geist der späteren Sophisten und Grammatiker sich fortdauernd in den Schulen des Abendlandes erhalten, und von Konstantinopel aus immer neue Verstärkung bekommen habe.