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schwerlich etwas Eigenthümliches in seiner Galanterie nachzuweisen.

Dieß ist der Inhalt des ein und zwanzigsten Buchs.


Unter Ludwig dem Vierzehnten breitete sich der Begriff der guten Gesellschaft und Sitte auch über die mittleren Stände in Frankreich, besonders in der Stadt Paris aus. Von nun an ward die Courteoisie zur Urbanität, und der Ton in den geselligen Verhältnissen wurde überhaupt, und besonders im Verkehr zwischen beyden Geschlechtern wahrer und natürlicher. Jetzt bekamen auch das Herz und der gute Geschmack immer mehr Antheil an den engeren Geschlechtsverbindungen, oder wenigstens an der Art sie darzustellen. Man unterschied von nun an wahre Zärtlichkeit von Galanterie, und bezeichnete mit diesem letzteren Worte diejenigen Huldigungen, welche dem schönen Geschlechte in ungebundenen Verhältnissen mehr zur Belustigung als im Ernste, mit munterer Laune und glänzendem Witze dargebracht wurden.

Unter dem Regenten riß eine große Sittenlosigkeit ein, und der herrschende Begriff, den man mit der Liebe verband, war der, einer Begierde nach sinnlichem Vergnügen, unterstützt von den Freuden, welche eine feinere Reitzbarkeit, eine feurige Imagination, und ein glänzender Witz ihm geben können. Galanterie hieß von nun an, das konventionelle Benehmen, wodurch die sittenlosen Verbindungen zwischen Personen, die zu der guten Gesellschaft gehören, sich von den Ausschweifungen der schlechten unterscheiden, indem der Schein eines zu leichten Sieges, so wie der einer