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und haben Geschmack an den Dichtungen der Perser gefunden. Von nun an wird es für die Vorstellungen beyder Völker charakteristisch, daß sie das Edle in der Liebe in einer Begeisterung suchen, die an Wahnsinn grenzt: und das Schöne ihrer Form in dem abentheuerlichen, bilderreichen oft auch nur spitzfindigen Ausdruck der Empfindungen. Jene Begeisterung stand mit dem orientalischen Mysticismus in genauer Verbindung, und dieser unterscheidet sich darin von dem christlichen, daß er die Sinnlichkeit nicht ausschließt, vielmehr die Besessenheit, worin die Leidenschaft zur Kreatur den Menschen versetzt, als die erste Stufe betrachtet, um zur reinen göttlichen Liebe zu gelangen. Verschiedene ähnliche Wirkungen, welche beyde auf das Herz und die Imagination des Menschen hervorbringen, unterstützten diese Idee.

Von der Rittergalanterie findet man unter den Arabern und Persern nur sehr wenig oder vielmehr gar keine Spuren, wenn man anders nicht die Vereinigung des kriegerischen Muths mit sinnlicher Liebe dafür annehmen will. Ueberhaupt dürfte das Institut der Ritterschaft und ihr Geist schwerlich aus dem Oriente herzuleiten seyn. Was die sogenannte Galanterie der Mauren in Spanien an ähnlichen Gebräuchen zeigt, ist auf die ursprünglichen Besitzungen der Saracenen nicht anwendbar, und weicht auch, besonders in Rücksicht der Huldigung, welche dem schönen Geschlechte öffentlich dargebracht sind, wesentlich ab von der Galanterie, die an christlichen Höfen im vierzehnten und funfzehnten Jahrhunderte gewöhnlich war. –

Inhalt des neunzehnten Buchs.


Im Abendlande zieht, während des Mittelalters, die Galanterie unsre ganze Aufmerksamkeit an sich. Aber es