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seyn. Wohin sie gebeten wird, muß man ihn zu ihrer Begleitung mit bitten. Man hat neuere Beyspiele von Damen von hohem Stande, die sich in der Abwesenheit ihres Cortejo Monate lang eingeschlossen gehalten haben, und zwar nicht bloß aus Unmuth, sondern um ihm nicht zu mißfallen. Ist die Dame zu Hause, so sitzt er bey ihr; geht sie aus, so führt er sie; setzt sie sich in einer Assemblee, so wird allemahl ein Stuhl für ihn ledig gelassen. In englischen Tänzen tanzt sie bloß mit ihm. Jede Dame tanzt zwey Menuette auf einem Balle: die erste mit ihrem Cortejo, die andere mit einem Fremden. Tanzt sie mit jenem, und sie ist lebhaft, so merkt man bald das Verhältniß, worin sie mit dem Tänzer steht: sie wird nicht unterlassen, sich so viel Grazie dabey zu geben, als sie nur kann. Tanzt sie hingegen mit letzterm, so verräth sie nicht bloß Gleichgültigkeit, sondern ein verdrießliches Wesen, und scheint auf ihren Mittänzer mit Verachtung herabzusehen.“

„So bald eine Dame heirathet, wird sie von allen Seiten von denjenigen geplagt, die sich um die ausgezeichnete Gunst bewerben, ihre Cortejo’s zu werden. Dieß dauert so lange, bis sie sich in ihrer Wahl bestimmt hat, worauf sich dann die in ihrer Hoffnung betrogenen Nebenbuhler zurückziehen, oder sich damit begnügen, in Zukunft sogenannte Cortejo’s bey der Kohlenpfanne zu werden, und auf nichts Anspruch zu machen, als im Winter um solche herum zu sitzen, und sich mit ihr an den glühenden Kohlen zu wärmen.“

„Man hält es für sehr unanständig, veränderlich zu seyn; gleichwohl trifft man unzählige Beyspiele von Damen an, welche ihre Liebhaber oft verändern.“