Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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Verfasser nimmt einen Mittelweg, worauf er die Cicisbeatura stretta wiederhohlend verdammt, die larga aber mit neuen Gründen vertheidigt.
Ich kann dieß Kapitel nicht endigen, ohne denjenigen Dichter zu berühren, der, der gemeinen Meynung nach, in unserm Jahrhunderte dem Herzen den mehrsten Genuß bereitet hat. Metastasio sucht oft den Ausdruck eines naiven und tief gerührten Herzens darzustellen. Es ist ihm zuweilen geglückt; aber doch selten auf eine Art, welche nicht mehr den Witz der Empfindung als ihre Wahrheit verriethe. Höhere Begeisterung ist ihm ganz fremd: Stärke der Leidenschaft drückt er selten glücklich aus, und man hört ihn nur dann mit Vergnügen reden, wenn er die Hingebung eines Herzens darstellt, das zu allem Widerstande unfähig ist.
Ueber Spanien kann ich nach eigener Erfahrung nicht urtheilen. Hier ist Einiges aus Joseph Towesends Reisen durch dieses Land über die Art, wie dort die engeren Geschlechtsverbindungen behandelt werden.
„Während meines ganzen Aufenthalts in Spanien, sagt dieser Verfasser, hörte ich nie etwas von Eifersucht unter den Gatten, konnte auch nie mit Gewißheit erfahren, ob sich diese Leidenschaft bey ihnen äußere. Doch merkt man an dem Betragen mancher Damen
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/333&oldid=- (Version vom 1.8.2018)