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beynahe unbegreiflich, mit welcher Wichtigkeit sie behandelt werden. Zuerst ist gemeiniglich die Einwilligung des Gatten, entweder stillschweigend oder ausdrücklich vorhanden, daß die Frau sich einen Cavaliere Servente, Patito oder Cicisbeo zulegen dürfe. [1] Dann ist es beyden Theilen erlaubt, sich oft allein zu sehen, sich öffentlich ohne Begleitung des Mannes zu zeigen, und sich Beweise einer ausgezeichneten Achtung und Zärtlichkeit, ja! sogar der Leidenschaft vor den Augen einer ganzen Gesellschaft zu geben. Ich habe in Genua bey Gelegenheit des Krönungsfestes des Doge gesehen, daß der Cicisbeo aus der nehmlichen Tasse mit seiner Dame Choccolade trank, und seinen Mund sorgfältig an die Stelle ansetzte, die ihr Mund berührt hatte: Ich habe in Rom gesehen, wie eine Dame im Unmuth über das Betragen eines Prälaten, der ihr erklärter Aufwärter war, in großer Gesellschaft vor ihm hin trat, und ihm in theatralischer Stellung und mit deklamatorischer Stimme Vorwürfe machte. Er selbst hörte diese mit demüthigem Stillschweigen, die übrige Gesellschaft aber mit gerührtem Herzen an. Ich habe gesehen, wie Freunde, Verwandte der Verbündeten, über ihren anscheinenden Bruch in Furcht gesetzt, alles angewandt haben, ihm vorzubeugen, und wie sie, nachdem die Aussöhnung erfolgt war, diese mit allgemeiner und freudiger Theilnahme feyerten. Ich habe endlich gesehen, wie allgemein diese Verhältnisse als eine Art von Ehe betrachtet wurden; und einmahl auf meine an


  1. Die Bedeutung des ersten Worts ist von selbst klar. Patito heißt ein Gelittener: Cicisbeo ein Ohrenflüsterer.