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Phantasie, die den Mann mit chimärischen Reitzen eines Gegenstandes berauscht, den er nicht mehr sieht, wie er ist. Die letzte Leidenschaft, sagt er, ist nur darin von der Eitelkeit verschieden, daß diese eine höchst unbillige Neigung ist, jene hingegen eben so viel giebt, als sie verlangt, mithin höchst billig ist.

Nach dieser Stelle zu urtheilen, die auch mit mehreren in seinen übrigen Schriften übereinkommt, hat er in späteren Jahren zwey Arten der Liebe angenommen. Die eine beruht auf der Gewohnheit, mit einem Gegenstande zu leben, der unsre körperlichen Begierden befriedigt, und uns im traulichen Zusammenleben, in der Häuslichkeit, die stillen, ruhigen, aber süßen Freuden der Pflege und des Kosens bereitet: affection de l’homme pour sa compagne. – Die andere sucht er in dem Aufruhre der Seelenlüsternheit, in der Begeisterung. – Zu einem deutlichen Begriffe von der letzten scheint er erst durch seine Verbindung mit Madame d’Houvetot gekommen zu seyn.

Aber offenbar giebt es doch noch eine andere Art der Liebe, welche ich vorher die Liebe des Herzens genannt habe, und auf die mehrere Stellen in der neuen Heloyse hinweisen. So sagt Julie zu St Preux: „Ich weiß in Ihnen sehr wohl die Gewalt des Herzens von dem Rausche einer erhitzten Einbildungskraft zu unterscheiden.“ [1] So wird auch ganz richtig bemerkt, daß jene nur vorübergehend sey, mit der Zerstörung


  1. Je sais fort bien distinguer en Vous l’empire, que le coeur a sçu prendre, du delire d’une imagination échauffée.