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und seine nachherige Reise nach Montpellier steht nun gar mit aller Zärtlichkeit im offenbarsten Widerspruche.

Daß er sich von einer älternden koquetten Frau zur Untreue verleiten ließ, läßt sich entschuldigen. Aber daß ihn diese Schwäche nicht gereuete, daß er mit der größten Ruhe genoß, sich dergestalt in Wollust berauschte, daß er seiner bisherigen Wohlthäterin, wie er selbst sagt, völlig vergaß, die Verbindung fortzusetzen dachte, die Unterstützung an Gelde, die ihm Madame de Larnage (so hieß die galante Dame,) darbot, aus Eitelkeit ausschlug, und von Madame de Warens, deren bedrängte Umstände er kannte, Geld zur Fortsetzung dieses Verhältnisses fordern mochte; dieß alles ist mit Zärtlichkeit unvereinbar.

R. lernte hier zuerst die Freuden der – – Lascivität kennen: Körperliches Vergnügen, vereint mit dem eitlen Gefühle, es theilen zu sehen, und es zu geben. Die Beschreibung, die er von seinem Zustande macht, ist sehr richtig: „Wenn das, was ich für sie empfand, keine Liebe war, sagt er, so war es wenigstens eine Empfindung, die ihr sehr nahe kam. Ich war so zärtlich dankbar für die Liebe, die sie mir bezeugte, meine Sinnlichkeit war so brennend in dem Augenblicke des Vergnügens selbst, es herrschte eine so süße Vertraulichkeit in unsern Unterhaltungen, daß dieß Verhältniß alle Reitze der Leidenschaft, und nichts von der Raserey mit sich führte, welche den Kopf verdreht, und uns unfähig macht zum Genusse. Bey Madame de Larnage war ich stolz, mich als Mann und zugleich glücklich zu fühlen. Ich überließ mich meiner Sinnlichkeit mit Freude und Vertrauen. Ich theilte den Eindruck, den ich auf die ihrige machte. Ich hatte