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auch die Sinnlichkeit körnten und befriedigten, und mit gutem Tone und Geschmack verbunden unstreitig viel zur Unterhaltung und Belebung geselliger Zirkel beytrugen: eine Art von Cicisbeatura, aber leichter, kürzer, und minder langweilig!

Die Commerces d’habitude wurden als eine Art von eheligen Verbindungen zwischen Personen angesehen, die sich ehmahls mit Leidenschaft geliebt hatten, und nunmehro, nachdem der längere Genuß des ungetrennten Zusammenlebens die Heftigkeit ihrer Neigung abgestumpft hatte, durch die Bande einer süßen Gewohnheit vereinigt blieben. Sie flohen einige Unannehmlichkeiten der Ehe, um sich einer Menge anderer, die ihr fremd sind, auszusetzen.

Männer, die vermöge eines dieser Verhältnisse häufigern und freyeren Zutritt zu verheiratheten Damen hatten, wurden unter dem Nahmen der amis de la maison von der guten Sitte gelitten und anerkannt.

Unter den höheren Ständen waren die Liebeshändel mit unverheiratheten Mädchen sehr selten, weil diese gemeiniglich in Klöstern, oder unter sehr strenger Aufsicht, ausgeschlossen von verführerischen Zerstreuungen der größern Welt, auferzogen wurden. Die französischen Romanenschreiber haben daher den Zustand der Bewerbung um die Hand des vornehmeren Mädchens, welches diese zugleich mit seinem Herzen verschenkt, minder häufig zu ihren Darstellungen genutzt.