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die zugleich Schwärmer waren, die ceremonieuse Verehrung des schönen Geschlechts und den prunkenden Ausdruck der Begeisterung für Damen von großem Stande ins gemeine Leben übertragen. Ihr Beyspiel hat auf ganze Korporationen von Rittern gewirkt, und da es bereits in ihrem Gelübde lag, des Schwachen zu schonen, und das bedrängte Frauenzimmer zu schützen, so haben sie, vermöge eines in den damahligen Zeiten sehr natürlichen Schwunges, diese Schonung in eine Entäußerung alles Selbstgefühls, und diesen Schutz in gänzliche Aufopferung verwandelt. Mystische Ideen über die Vollkommenheit der Liebe zu Gott, welche nach diesen in Zerknirschung, Leiden und Duldung bis zur gänzlichen Selbsttödtung bestehen soll, sind auf die Vollkommenheit der Geschlechtsliebe übertragen. Die Bemühungen der neueren Platoniker haben diese Begriffe noch weiter ausgebildet, und ihre Lehren von dem geistigen Zweck der Liebe haben den Kredit der Galanterie immer weiter ausgebreitet. Endlich haben zufällige Umstände, die Denkungsart einiger Regenten, die Würde einiger Frauenzimmer, und der zurückwirkende Einfluß der Litteratur zu ihrer Ausbreitung und Herrschaft beygetragen, bis sie endlich zu einem Theile der Courteoisie, der Wohlerzogenheit bey Höfen, geworden ist.

Der Hauptgrund, welcher dieser Galanterie, ungeachtet aller Mißbräuche und aller Thorheiten, wozu sie die Veranlassung geben konnte und mußte, dennoch den Schutz der guten Gesellschaft sicherte, war unstreitig der beträchtliche Nutzen, den die gesellige Unterhaltung daraus zog. Wir können uns keinen wahren Begriff davon machen. Wir haben einen Ueberfluß an Mitteln