Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung | |
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den Besitz Emiliens. Diese wird als ein harmloses Geschöpf dargestellt, das zwar die Eitelkeit eines jungen Mädchens, aber keine bestimmte Neigung für den einen oder den andern ihrer Liebhaber empfindet. Sie wünscht hauptsächlich sich dem Dienst der Diana widmen, und unverheyrathet bleiben zu können: sie läßt es sich aber auch gefallen, demjenigen zu Theil zu werden, der den andern überwinden wird, und so bald sich der Sieg für den Arcitas erklärt hat, hängt sie diesem mit voller Seele an. Allein da er bald nachher an seinen Wunden stirbt, so willigt sie auch in die letzten Wünsche desselben ein, und heyrathet seinen Freund Palemon.
Ein unnützer Aufwand von Gelehrsamkeit macht die Lesung dieses Romans um so widriger, da die neueren Sitten mit denen des Alterthums auf die lächerlichste Art vermischt sind, und oft mitten in der Darstellung der Empfindungen lange Einschiebsel aus der Mythologie vorkommen. Die Liebe erscheint hier gesetzmäßig und sittlich; aber von einer reinen Seelenliebe findet man keine Spur.
Ein anderer Roman des Boccaz, L’amorosa Fiammetta, enthält die Intrigue zwischen einer verheyratheten Dame und einem jungen Mann. Die Handlung ist äußerst einfach. Fiammetta verliebt sich in den Pamfilo auf den ersten Anblick: bekämpft ihre Leidenschaft, unterliegt ihr aber am Ende. Die körperliche Vereinigung (l’ultimo termino d’amore) erfolgt, und der Liebhaber verläßt die Gefallene. Fiammetta geht durch alle Wechsel und Krisen einer unglücklichen Liebe durch.
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Dritten Theils zweyte Abtheilung. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 202. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_3.2.djvu/202&oldid=- (Version vom 1.8.2018)