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nennt sie eine Krankheit der Vernunft, und ein anderer einen bloß physischen Drang nach Entledigung eines niedrigen Bedürfnisses. Platina [1] und Pier Hedo di Fortuna haben gegen die Liebe geschrieben.

Mario Equicola hat die fünf übrigen Bücher seines Werks über die Liebe dazu angewandt, uns sein eigenes System zu entwickeln. Man lernt besonders daraus, wie die unbestimmten Begriffe der Kirchenväter über die Liebe den Kredit der Platonischen Lehren über diesen Gegenstand gehoben, ihren wahren Sinn aber ganz haben verdunkeln müssen. Das Werk enthält außerdem mehrere interessante Nachrichten über die Art, wie verschiedene Nazionen der damahligen Zeit über die Liebe gedacht haben. Endlich hat Equicola bey einer Menge von unnützen Citaten, und nichtsbedeutenden Deklamationen doch auch Manches, was ihm eigenthümlich ist, und, in so fern es die Geschlechtsliebe betrifft, hier angeführt zu werden verdient.

„Die Liebe, sagt er, ist im Allgemeinen das Verlangen nach dem Guten, das wir immer haben möchten, und der Wunsch, es immer bey uns zu behalten. Sie ist so vielfach, als es Güter giebt. Der Verfasser nimmt aber nur eine Art heraus: das Verlangen, im Schönen zu zeugen, und zu gebären. Er theilt diese Liebe in zwey Hauptarten ab: in die himmlische, und in die menschliche.“


  1. Von dem Werke des Platina habe ich eine Ausgabe vor mir. Der Titel lautet: Veneres et Cupidines venales, Augustini Niphi Itali. Accedit Baptista Platina de Remedio Amoris. Lugd. 1646.