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Nachdem jedoch Plato bekannter geworden war, und Petrarca seine Laura besungen hatte, fing man an, die Geschlechtsliebe mit in diese Erörterungen hinein zu ziehen. Man gab sich zu gleicher Zeit Mühe diesen Trieb zu veredlen, und ihn mit den Begriffen, welche man von der Würde des Menschen hatte, zu vereinigen. Von dieser Zeit an erhielten die Ausführungen über die Liebe zugleich den Reitz unterhaltender Deklamationen, über die interessantesten aller Leidenschaften, und über den Philosophen und den Dichter, die sie am erhabensten und feinsten in ihren Schriften dargestellt hatten.

Wir können inzwischen aus diesen Schriften wenig andern Gewinn erhalten, als den, zu erfahren, wie man damahls über diesen Gegenstand gedacht habe. Die Kenntniß des Wesens der Geschlechtsliebe ist, ich darf es dreist behaupten, wenig dadurch befördert worden. Es stand den Forschungen darüber geradezu im Wege, daß man den Beschauungshang und die Selbstheit niemahls von der Sympathie unterschied, und daß der Eindruck, den das Schöne und das Nützliche und Gute auf uns machen, von der Liebe nicht gehörig abgesondert wurde. Diejenigen, welche den Unterschied fühlten, wußten ihm dennoch nicht auf die Spur zu kommen, weil sie immer von der Idee ausgingen, daß das Schöne der Grund der Liebe sey, und daß der Zweck derselben im Genuß dieses Schönen liege. Selbst das Wahre, das in den ältern Philosophen, und besonders im Aristoteles zu finden ist, verdunkelte sich vor ihren


und Selbsttödtung, welche nach den Ideen der Mystiker der höchste Beweis der Liebe gegen Gott ist, auf die Art, wie man die Liebe zum Geschlecht zu veredlen gesucht hat, von dem größten Einflusse gewesen ist.