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um sich zu demjenigen zu erheben, der ihr erster Urquell ist, und[WS 1] sich mit ihm zu vereinigen.

Diese Sätze kommen ziemlich mit denjenigen überein, welche Proklus, Jamblichius, und überhaupt die neueren Platoniker lehren. Sie waren in den Mysticismus der Christen und Juden übergegangen, und mußten um so mehr gefallen, da sie dem Geiste der Religion und des Volkes, das sie ausübte, so sehr angemessen waren.

Nun fand man aber im Koran die Geschichte Josephs, oder Jousoufs, und der Zoleikha, oder Zuleikah, Weibes des Potiphar, die mit jenen Ideen einer geistigen Liebe sehr wenig Aehnlichkeit hatte. Man suchte diese Begebenheit auszubilden, und nach den Begriffen der zugenommenen Kultur zu veredeln. Amak, der im eilften Jahrhunderte lebte, setzte aus dieser Geschichte einen Roman in persischen Versen zusammen. Giami folgte ihm im funfzehnten Jahrhunderte nach. [1]

Es geht mir sehr nah, daß ich von diesem Romane weiter nichts sagen kann, als was Herbelot uns darüber mittheilt. [2] Er behauptet, daß sich die Muselmänner der Nahmen und des Beyspiels der Helden dieses Romans bedienen, um die Herzen der Menschen über die gewöhnliche Liebe zu erhöhen, und daß sie unter dem Bilde ihrer Verbindung die Erhebung der Seele zu Gott verstehen. Er führt eine Stelle aus dem Hafiz an, worin dieser sagt: ich begreife sehr wohl, wie die außerordentliche Schönheit Josephs das Herz der Zoleikha über


  1. Siehe die Artikel Amak und Giami beym Herbelot. Unter dem Artikel Zolaikha legt er diesen Roman dem Nezami bey.
  2. Article Jousouf Ben Jacob.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: um (siehe Verbesserungen)