Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/144

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

aufgenommen wurden. Alles erstreckt sich auf die Verbindlichkeit, hülflose Wittwen und Waisen zu beschützen. [1]

Ich finde nur einen einzigen Zug beym Joinville, der auf den Einfluß schließen läßt, den das Frauenzimmer auf den kriegerischen Muth der damahligen Zeit gehabt haben kann. Joinville, der bekanntlich im Gefolge des heiligen Ludwigs war, vertheidigte mit dem Grafen von Soißons eine Brücke gegen die Saracenen. Bey dieser Gelegenheit sagte der Graf von Soißons: „Bey Gott! von diesem Tage wollen wir vor den Damen sprechen, wenn wir erst wieder daheim sind!“ [2] Diese Eitelkeit, die nichts für Liebe zu einer besondern Dame zeugt, legt der Denkungsart des Zeitalters nichts Charakteristisches bey.

In das zwölfte Jahrhundert gehören die berühmten Briefe der Heloyse an Abeilard. Man findet in ihnen den Ausdruck der heftigsten und dauerndsten Leidenschaft, aber nichts, was ihre Form, als diesem Zeitalter besonders angehörend, auszeichnete. Was sie mir merkwürdig macht, ist die auffallende Nachahmung der Alten, und besonders der Heroiden des Ovid, die sich so deutlich zeigen. Auffallend, und mit dem Geiste der in


  1. Diese waren befriedete Personen. In dem allemannischen und sächsischen Landrechte werden Geistliche, Frauenzimmer und Juden darunter gerechnet, und in eine Klasse gesetzt. S. Fischers Geschichte des deutschen Handels erster Theil S. 363.
  2. Et par la Creffe Dieu, encore parlerons nous, Vous et moy, de ceste Journée en chambre devant les Dames. Histoire du Roi St. Louis par Joinville, Edit. de du Cange à Paris 1668. p. 47.