Seite:Ramdohr-Venus Urania-Band 3.2.djvu/143

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wenn nur der äußere Anstand bewahrt würde, nicht allgemein angenommen gewesen. Die Verdorbenheit der Sitten war zu groß, und die gesellige Kultur zu geringe, als daß der große Haufe auf diesen Vergleich zwischen dem sittlichen Gefühle und der Sinnlichkeit hätte gerathen sollen. Durch die Kreuzzüge ward ein sehr nachtheiliger Tauschhandel von Ueppigkeit und Lastern zwischen Europa und Asien eingeführt. Selbst der heilige Ludwig war genöthigt, durch gesetzliche Vorschriften den Handel einzuschränken, den Ehemänner mit der Keuschheit ihrer Weiber trieben. [1]

Von der Verehrung, welche dem weiblichen Geschlechte bey öffentlichen Gelegenheiten gezollt seyn soll, finden wir in diesen Jahrhunderten gar keine Spur. Selbst in der Romanenwelt erscheinen sie nicht öffentlich bey Tournieren, theilen nicht den Preis aus, und sind nicht Schiedsrichterinnen des Kampfes. Alles dieß gehört in spätere Zeiten.

Sicher hat man dem Ritter bey der Ertheilung seiner Würde die Verehrung des zärteren Geschlechts nicht weiter zur Pflicht gemacht, als in so fern dessen bedrängter Zustand seine Hülfe und seinen Schutz verlangte.

Wir haben noch die Formel, wornach Graf Wilhelm von Holland die Ritterwürde erhalten hat: [2] wir haben noch die Beschreibung der Feyerlichkeiten, mit denen die Ritter des heiligen Grabes und anderer Orden


  1. St. Palaye nach der deutschen Uebersetzung im zweyten Theile S. 265 bis 276. Meiners Geschichte der Weiber S. 246 und ff.
  2. Klübers Uebersetzung des St. Palaye S. 230 des ersten Theils.