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ist, so scheint mir doch ein vertrauterer Umgang mit den Werken der Römer noch mehr hervorzuscheinen. Verschiedene Situationen sind offenbar aus der alten Fabellehre entlehnt. So ist die Episode des Apollo, der seine Mutter Chlorinde heirathet, und seinen Vater Sadoc erschlägt, offenbar nach der Geschichte des Oedipus gebildet: so ist in dem Ausgange des Romans, dem Tode des Tristan, der durch die Verwechselung der Segel veranlaßt wird, die Geschichte des Theseus nicht zu verkennen. Was aber am allersonderbarsten ist, jene Enthaltsamkeit, die Tristan gegen seine Frau aus Liebe zu seiner Geliebten beobachtet, ist ganz im Geiste der griechischen Romane, und eine ähnliche Situation findet man namentlich im Achilles Tatius.

Ich wage es nicht, irgend einen der übrigen Romane von der Tafelrunde in das zwölfte und dreyzehnte Jahrhundert zu setzen. Die Gebräuche und Sitten der Romane Perceforest, Lancelot dü Lac, Bliomberis, und einiger andern, deuten, wie mich dünkt, auf eine spätere Zeit hin.

Inzwischen bin ich aller angewandten Mühe ungeachtet nicht so glücklich gewesen, irgend einen davon im Originale einzusehen. Ich kenne sie bloß aus Auszügen, welche St. Palaye und die Bibliothek der Romane davon liefern. Nach diesen zu urtheilen herrscht im Lancelot eine ähnliche Intrigue wie im Tristan. Aber die Gebräuche der Ritterschaft haben schon eine gebildetere Form erhalten, und die Huldigungen, welche der Muth der Schönheit bringt, nähern sich mehr den Lehnsgebräuchen. Lancelot erscheint als Dienstmann der Königin Genevieva; er wirbt um ihre Gunst durch Heldenthaten,