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den tapfersten Männern aller Nationen, und ist ein Muster der Politur für alle übrige.

Vielleicht haben diese Lobeserhebungen des Königs Arthur und seines Hofes die nachfolgenden Romanenschreiber bewogen, ihre Helden daher zu entlehnen, und ihre Abentheuer dahin zu verlegen. Möglich bleibt es aber auch, daß ihre Dichtungen auf gewisse Sagen gebauet sind, die unabhängig von der Geschichte des Gottfried von Monmouth im Munde des Volks waren. [1] Gewiß ist es, daß bereits die ältesten Romane vom Hofe Karls des Großen, und die Troubadours von Arthur, Lancelot, der schönen Genevieva, Tristan und Yseult reden. Wie es aber zugeht, daß Gottfried davon keinen Gebrauch gemacht, ob er vielleicht gefürchtet hat, seiner Geschichte dadurch ein zu fabelhaftes Ansehn zu geben? – das vermag ich nicht zu entscheiden.

So viel bleibt gewiß, daß die Romane von der Tafelrunde, die wir in Prosa besitzen, deutliche Spuren enthalten, daß sie aus mehreren ältern Gedichten zusammengesetzt sind, deren Situationen mit vielen Zusätzen vermehrt in eine annalistische Form gebracht sind. Wahrscheinlich sind sie erst dann verfertigt, als der Geschmack an der Dichtkunst zu sinken anfing. Sie unterscheiden sich von den Romanen vom Hofe Karls des Großen und von der Geschichte Gottfrieds von Monmouth durch den Geist der irrenden Ritterschaft, der in ihnen herrscht.

Ich vermuthe, daß sie größtentheils in demjenigen Theile von Frankreich verfertigt sind, der normännischen


  1. Sprengel, Geschichte von England, (Allg. Weltgesch. 47ter Theil.) S. 91. behauptet, diese Sagen wären lange vor Gottfried bekannt gewesen.