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mit den Feinden an. Der Vater schlägt sie unter den niedrigsten Schimpfwörtern [1] zur Erde nieder, und zieht sie bey den Haaren herum.

Inzwischen vertheidigt Ogier ihre Unschuld, und König Karl siegt über ihren Vater. Man sucht den Caraheu zur Annahme des christlichen Glaubens zu bewegen. Er lehnt es ab, [2] Glorianden werden ähnliche Anträge gemacht, unter dem Versprechen, daß Ogier sie heirathen solle. Sie antwortet, daß wahre Liebe dieß nicht litte, obgleich Ogier schöner und besser sey, als sie es verlangen könne. Sie danke inzwischen dem Helden, der mit Gefahr seines Lebens so viel Muth für sie bewiesen habe. Ogier antwortet lachend: „Der Dank sey Gott! Aber ihr habt mir Ehre und Dienst erwiesen, als ich euer Gefangener war!“

Es herrscht in diesen Unterredungen eine rührende Einfalt, Wahrheit und Unbefangenheit. Aber gewiß sehr wenig von jener Courteoisie und Galanterie, wovon wir in den Werken der Troubadours bereits so deutliche Spuren angetroffen haben.

Ogier, unzufrieden mit Karln dem Großen, flieht zum Könige Disier nach der Lombardey. Die Königin verliebt sich in ihn. Sie bewegt ihren Gemahl, ihn seinem Feinde auszuliefern, und dieserhalb einen Brief an Karln zu schreiben. Sie fängt diesen auf, nachdem sie die Boten hat erschlagen lassen, und geht nun mit dem Beweise der Treulosigkeit ihres Gatten


  1. Fauce putain, fauce paillarde.
  2. J’aimerai mieux endurer grand tourment, que de fausser ma loi.