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Frankreich führen, Euch taufen lassen und heirathen! Ogier hatte Glorianden vorher noch nie gesehen. Ich glaube nicht, daß Ajax sich hätte ungalanter ausdrücken können!

Gloriande erscheint in demjenigen schönen Lichte der Beständigkeit, Treue und Hingebung für ihren Caraheu, das auch eine Briseis bey den Griechen auszeichnet. Sie hat nichts von dem Stolze und der Hoheit an sich, die wir gemeiniglich den Damen des Mittelalters beylegen. Ogier hatte den Caraheu besiegt: war aber von den Saracenen aus einem Hinterhalte überfallen, gefangen fortgeführt, und der schönen Gloriande zur Bewahrung anvertrauet. Caraheu, ohne auf das Interesse der Liebe Rücksicht zu nehmen, hört nur den Ruf der Ehre, und stellt sich im Lager der Christen als Geißel. Darüber wird Gloriandens Vater so aufgebracht, daß er seiner Tochter verbietet, weiter an ihn zu denken. Diese ist äußerst betrübt darüber. „Ist es nicht schön von Caraheu, sagt sie zu Ogier, daß er aus Liebe zu euch sich aufopfert! Ach! wo sind sie hin, die süßen Küsse, und die Umarmungen, die wir so oft genossen! die lieblichen süßen Blicke, die wir oft mit einander wechselten! Ach! lieber Freund Caraheu, Mahommed nehme dich in seinen Schutz!“

Ihr Vater befiehlt ihr, einem andern Fürsten ihre Hand zu geben. Aber sie versichert, daß so lange er leben wird, sie lieber sterben, als das ihm gegebene Versprechen brechen will. Der Vater wirft ihr sein Trinkgefäß an den Kopf. Der Nebenbuhler des Caraheu will ihr Gewalt anthun, und als sie ihm widersteht, klagt er sie eines verrätherischen Einverständnisses