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Diese Verse schildern die Empfindungen eines Mannes, der mit sich selbst zufrieden ist, daß er seine Pflicht gethan, und Begierden unterjocht hat, deren Befriedigung auf Kosten der Unschuld seiner Dame hätte erkauft werden müssen: eine Empfindung, die über eine fanatische Enthaltsamkeit eben so weit erhaben ist, als sie noch unter der platonischen Seelenliebe steht.

Eben dieser Wilhelm von Böhmen singt, als er zwey Liebende sieht, die sich umarmen und küssen: „da das erging, da ist auch mehr ergangen!“ [1] Man sieht daraus, welches Vertrauen er in die Selbstbeherrschung der mehrsten Liebhaber setzte.

Die übrigen von Bodmer angeführten Beyspiele beweisen gerade das Gegentheil von demjenigen, was sie beweisen sollen. Der Graf von Bottenlaube beklagt sich über die Sprödigkeit seiner Dame: „das Liebesschicksal spottet meiner, sagt er. Es gab mir etwas, das ich nicht habe. Was nützet mir Gold in Indien? Mir scheint das Glück der Liebe, wie dem Kaiser der Karfunkel in seiner Krone. Er hat ihn so, daß man ihn auf seinem Haupte nicht schimmern sieht. Mein Mädchen ist so wohl verwahrt, als dieser Stein, der zu Aachen im Rheine liegt.“ Diese gezwungene Enthaltsamkeit kann dem Liebhaber nicht zum Ruhme gereichen. – Die letzte Stelle endlich, die Bodmer aus dem Dietmar von Ast anführt, ist ein sehr unsittliches Gespräch zwischen dem Liebhaber und seiner Dame. Er hat geschwatzt, und darüber seinen Abschied erhalten. „Was er den Leuten von mir gesagt, das verdrießt mich heute und immerdar. Er verliert damit meine Huld.“ So


  1. Gleims Gedichte nach den Minnesingern. S. 26.