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des Stolzes, den Geliebten nicht auszugleichen, euch zu dieser Aufopferung vermocht; dann habt ihr nicht geliebt!


Zehntes Kapitel.
Relative Vollkommenheit der Liebe.

Die Liebe kann in ihrer Art vollkommen seyn, ohne Gefühle des Edeln und des Schönen zu erwecken. Antonius opfert ein Reich in den Armen einer Cleopatra auf: ein weichgeschaffener Jüngling fällt in die Netze einer Buhlerin, einer Manon L’ Escaut, und opfert ihr Vermögen, Ehre, endlich wohl gar Tugend und ein Leben auf, das er um ihretwillen aufs Schaffot bringt; unstreitig ist hier vollkommene Liebe vorhanden. Unsere Phantasie wird von einem Bilde gerührt, das mit dem Begriffe der Liebe, als einer Leidenschaft, die ihr Glück in dem Glücke des Verbündeten sucht, ungewöhnlich übereinstimmt; und dieß gefällt uns in der bloßen Beschauung, ohne darum unsern Geist zu edeln, oder unsern Instinkt zu schönen Gefühlen einzuladen.

Oft kann sogar das Bild einer relativ vollkommnen Liebe die Wonne am Edeln und Schönen geradezu zerstören. Man denke sich einen Gatten, der das Glück seiner Gattin so sehr über sein eigenes setzt, daß er sogar in eine Theilung ihres Besitzes mit dem Buhlen, der ihr unentbehrlich geworden ist, einwilligt. Ist es möglich, dieß Bild, das in Rücksicht auf den Begriff der Liebe ungewöhnlich wahr und zweckmäßig erscheint, ohne Ekel anzuschauen?