Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil | |
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darüber festsetzt, wie die engeren Verbindungen liebender Personen beschaffen seyn müssen, um dem Beschauungshange der Menge Wonne zuzuführen. Ja! sie entwirft sogar Ideale von Vollkommenheit der Liebe, die sie als Gegenstände der Bewunderung und des Nachstrebens für die edelsten Mitglieder der örtlichen Gesellschaft aufstellt.
Inzwischen ist es immer nur sehr wenigen Menschen vorbehalten, das Edle und das Schöne in der Liebe vermöge eigner Kraft zu fühlen, es den Gesetzen der Vernunft und des Verstandes zu, unterwerfen, oder gar die Verbindungen, welche auf ihr beruhen, zum Bilde absoluter Vollkommenheit zu heben.
Die Ausführung dieser Sätze liefert das siebente Buch.
Da die Veredlung und Verschönerung der Liebe so oft in der Befreyung von allem Einflusse des Körpers gesucht wird, andere aber in diesem Einflusse des Körpers das Wesen der Liebe selbst setzen, und nur durch Anreihung einer üppigen Unterhaltung für den Geist für ihre Veredlung und Verschönerung sorgen zu können glauben; so haben diese Begriffe vorläufig geprüft, und überhaupt der gegenseitige Einfluß des Körpers und der Seele in der Liebe selbst, und in einigen mit ihr verwandten Affekten, näher bestimmt werden müssen.
Alle Liebe ist ein Akt der Seele; mithin ist es ein Mißbrauch, wenn man von körperlicher Liebe spricht. Der Körper kann also bey der Liebe nur als Mittler in Betracht kommen, der entweder die Seele zum Lieben
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 403. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_2.djvu/403&oldid=- (Version vom 1.8.2018)