Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil | |
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Unsterbliches Andenken, selige Gegenwart, begeisternde Hoffnung! Bilder dessen, was ich durch Liebe empfand, empfinde, zu empfinden möglich ahnde! stellt euch in aller Klarheit und Stärke vor meiner Seele dar, und daß die Wärme, die mein Wesen durchströmt, in meine Worte dringe!
Wer wagt es, die Freuden der edeln Liebe zu schildern? Ach! hat sie nicht unzählige Kräfte Wonne zu geben, unzählige Wege Wonne zu empfangen? Sie, die ungebunden an Zeiten, ungebunden an Oerter, im Glück und im Unglück, beym Streben und im Besitz, im Reiche der Wirklichkeit und der Chimäre, alles beseligt, alles veredelt, alles verschönert! – Halt ein Verwegener! Kein endlicher Geist mißt ihren erhabenen Gehalt, kein sterbliches Auge faßt ihre schönen Formen zusammen!
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_2.djvu/258&oldid=- (Version vom 1.8.2018)