Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil | |
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erlauben. Du belustigst auf einen Augenblick, aber bald empört sich das sittliche Gefühl der Geliebten, oder es erwacht ihre Besorgniß, daß der Mann, der andere so scharf beurtheilt, sie mit gleicher Genauigkeit prüfen, und vielleicht unbillig gegen sie seyn dürfte.
Das zärtere Geschlecht hat eben so viel Anlagen zur Begeisterung für das Edle und Schöne, als Neigung für das Auffallende, Neue, Witzige, Feine; und derjenige geht gewiß den sichersten Weg zu seinem Herzen, der seinen Scharfsinn, seinen Witz, den Reichthum seiner Menschenkenntniß dazu nutzt, das Edle und Schöne von Gegenständen abzuheben, an denen der gewöhnliche Beobachter es übersieht.
Die örtliche Gesellschaft ist der Wirkungskreis des Weibes: hier gewähren Urbanität und gesellige Unterhaltungsgaben zunächst Ansehn; sie sind daher auch besonders geschickt, den Mann vor den Augen der Geliebten auszuzeichnen. Aber sie ist darum nicht gleichgültig gegen die Schätzung, die der Mann in seinen bürgerlichen Verhältnissen genießt; diese dient oft dazu jenes gesellige Ansehn zu unterstützen.
Noch jetzt hat Tapferkeit ein besonderes Anrecht auf den Beyfall des Weibes. Bey der gegenwärtigen Einrichtung unserer Staaten, wo das zärtere Geschlecht unter dem unmittelbaren Schutze der Gesetze und der öffentlichen Macht steht, kann der Antheil, den es an dem
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Zweyter Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 238. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_2.djvu/238&oldid=- (Version vom 1.8.2018)