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einem andern, eben so geschaffenen Wesen strebt; so muß unser Körper dieses Streben nothwendig theilen. Immerhin mögen wir an ihm den unnennbaren Trieb nach derjenigen engsten Körperverbindung nicht spüren, wovon die Fortpflanzung unsers Geschlechts abhängt; diese Ruhe entscheidet nichts für die Abwesenheit der Ueppigkeit und der Lüsternheit. Ich habe es schon gesagt, daß durch die Stärke dieser untern Grade der körperlichen Geschlechtssympathie die unnennbare Kraft zuweilen in ihrer Wirksamkeit gehemmt werde. Es kann daher allerdings der Fall eintreten, daß Menschen, welche noch so heftig lieben, keine gröberen Begierden an sich spüren. Aber der Aufruhr, in dem sich ihr Körper im Ganzen befindet, zeigt dennoch einen gewissen Charakter von Ueppigkeit und Lüsternheit, der über die Mitwirkung der Geschlechtssympathie keinen Zweifel übrig lassen kann. Diese wird sich sehr bald durch gröbere Symptome äußern, wenn die Personen häufig und unbehutsam ihre Körper an einander nähern.

Selbst Personen, welche den äußern Geschlechtszeichen nach nicht verschieden gebildet zu seyn scheinen, haben die größte Behutsamkeit nöthig, wenn sie bey ihrer Leidenschaft für einander, verbunden mit einem häufigen und häuslichen Umgange, der Gewalt der körperlichen Geschlechtssympathie entgehen wollen.

Ich habe es schon oft gesagt, die Geschlechtssympathie beruht auf dem Wohlverhältnisse hebender Zartheit zur geschmeidigen Stärke, und die Verschiedenheit der Geschlechter hängt nicht von den Merkmahlen ab, wornach wir diese im gemeinen Leben bestimmen. Fühlen wir jenes Wohlverhältniß, so erwacht zuerst die Ueppigkeit, dann die Lüsternheit, endlich folgt wohl gar der