Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil | |
|
Menschen isoliert existierte; Paarung Geschlechtsähnlicher Naturen. Es giebt aber auch Vermischungen ungleichartiger Naturen zur Hervorbringung eines vollkommenen Wesens, das im isolierten Menschen noch nicht existierte; Vermählung Geschlechtsverschiedener Naturen.
Ich werde zuerst den Unterschied zwischen der Anschließung des Persönlichen an die Person und der Vereinigung der Naturen auseinander zu setzen haben. Ehe ich aber weiter gehe, muß ich erst den Unterschied zwischen dem Persönlichen des Menschen und seiner Natur festzusetzen suchen.
Von dem Persönlichen des Menschen überhaupt, und von seiner Natur, seiner engsten Sinnlichkeit insbesondere.
Die Person des Menschen, sein Persönliches überhaupt, ist dasjenige, was den Begriff seines Individuums begründet, was ihn als einzelnen Menschen von allen andern Menschen unterscheidet. Hierbey wird die doppelte Vorstellung in Rücksicht genommen, theils wie andere ihn betrachten, theils wie er sich selbst ansieht. Beydes zusammen macht den Inbegriff seiner Eigenthümlichkeiten, seines Charakters, der Triebe seines Körpers und seines Gemüths, seiner Beschaffenheit, Lagen und Verhältnisse aus. Wie steht er in einem Augenblicke seines Lebens, gegen alle übrige die schon vorausgegangen sind, und die er noch als kommend voraussieht? Wie steht er mit seinem Ganzen gegen die Gegenstände
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 97. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_1.djvu/97&oldid=- (Version vom 1.8.2018)