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ganz in seinem Wohl, empfindet noch Wonne, da wo es sich selbst zertrümmert.

Diese Zergliederung, dünkt mich, offenbart sogleich den Begriff des Selbstes und der Selbstheit.

Das Selbst heißt so viel, als dasjenige Ich, das durch Trennung von andern Gegenständen außer mir, besonders von vernünftigen Wesen, und durch Entgegenstellung gegen diese, wahrgenommen wird, und als etwas für sich bestehendes meine Aufmerksamkeit auf sich zieht. Das Selbst heißt also nicht so viel als, das Ich, dessen ich mir bewußt bin, sondern so viel als, das Ich, das ich beachte.

Das bloße Bewußtseyn: ich bestehe, ich lebe: das bloße Bewußtseyn, daß mein Grundtrieb nach Wohlbestehen meines Wesens überhaupt begünstigt oder gehemmt wird, folglich daß ich mich im Zustande der Lust oder Unlust befinde; beydes gehört zu den völlig unerklärbaren, keiner Operation meiner wahrnehmenden und erkennenden Kräfte bedürfenden Ichgefühle, das auf keine Weise von irgend einem Momente meines Lebens, oder von irgend einer Bestimmung meines Willens getrennt werden mag. Es begleitet die schwächste Willensregung, so wie die stärkste Begierde; es findet sich in der uneigennützigsten Beschauungswonne, so wie in der Wollust des gröbsten Eigennutzes: es verläßt uns nicht im Schlafe, vielleicht nicht im Tode, vielleicht nicht beym Verlust unserer Individualität, und endigt erst mit dem Begriffe unserer Existenz.

Ganz anders verhält es sich mit dem Selbstgefühle. Dieß setzt allemahl eine deutliche Wirksamkeit der, die Erscheinungen an meinem Wesen unterscheidenden, wahrnehmenden und erkennenden Kräfte zum