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des Auffallenden der Eigenthümlichkeiten eines Gegenstandes, dem wir uns von ferne nähern, in uns erweckt wird.

Die nähere Ausführung und Bestimmung dieser Begriffe liefern das erste Buch und der erste Abschnitt des sechsten.


Liebe, als Anhänglichkeit betrachtet, heißt angewöhnte Stimmung unsers Wesens, nach Beglückung einer bestimmten Person wonnevoll zu streben, um der Ueberzeugung willen, daß sich diese selbst glücklich fühle.

Liebe in diesem Sinne setzt nicht bloß liebende Affekte, sondern ein Gewebe von Affekten zum Voraus, die Wirkungen der ungleichartigsten Triebe seyn können. Alle Triebe, welche ohne Annäherung an andere Menschen und ihre Erhaltung nicht befriedigt werden können; alle Triebe, die nur um ihrer Folgen willen gesellig genannt zu werden verdienen, dürfen hier mit ins Spiel kommen. Genug, wenn sie eine angewöhnte Richtung zu einer bestimmten Person hin genommen haben, und wenn die Wonne der Sympathie mit dem Menschen, (die eigentliche Liebe,) die Oberhand behält. Daher kann sich bey der liebenden Anhänglichkeit ein gewisser Grad von Zwang mit einmischen, es kann die Selbstheit, es kann der Beschauungshang mit wirksam seyn; ja es scheint, daß beyde mitwirken müssen, wenn die Verbindung enger und dauernder seyn soll.

Es giebt aber mehrere Arten von liebender Anhänglichkeit.

Wir schließen entweder nur etwas Persönliches an die Person des andern Menschen an; oder wir vereinigen gar unsere Natur mit der seinigen.