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Kurze Uebersicht
des Inhalts des ersten Theils.

Dieser Theil ist der Naturkunde der Liebe gewidmet.

Die Liebe wird bald für eine einzelne Aufwallung, bald für eine dauernde Anhänglichkeit, bald für Leidenschaft genommen.

In so fern wir mit dem Worte „Liebe“ eine einzelne Aufwallung bezeichnen, sehen wir bey dem Begriffe, den wir damit verbinden, entweder bloß auf die Willigkeit, mit der wir uns einem gewissen Zustande überlassen und entgegenbieten, oder zugleich auf die Art, wie wir uns während dieses Zustandes äußern Gegenständen, besonders vernünftigen Wesen, annähern, und für ihr Wohlbestehen Sorge tragen.

In der ersten Rücksicht heißt Liebe so viel als: jeder Zustand affektvoller Lust; gleichviel, woran und wozu? Sogar die Lust am baren Harren; die Lust am mindern Uebel bey der Wahl unter mehreren unangenehmen Zuständen wird mit diesem Nahmen belegt. Vergleichen wir aber mehrere Gefühle von Lust unter einander, so heißt allemahl der Zustand der höchsten Lust, derjenige, dem wir uns am willigsten überlassen und entgegenbieten, vorzüglich Liebe. Daher ist Liebe – Lust am gegenwärtigen Genusse; und zwar nicht des bloßen Genügens, der bloßen Zufriedenheit mit dem Ruhestande des Lebens; – Nein, Lust an der Ausgelassenheit des Lebens; Wollust und Wonne. – Vor allem aber