Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil | |
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nähern dürfen, wo ihre Eigenschaften in einem günstigen Halbdunkel erscheinen, suchen sie nur einen solchen Standpunkt auf, worin sie ihn auf diese Art erblicken. Darum werden sie auch beynahe immer das Mittelmäßige dem Hervorstechenden vorziehen, weil jenes ihre Phantasie mehr auffordert, das Mangelhafte zu ersetzen. – Gemeiniglich sind sie das Spiel schlauer Coquetten, oder solcher Männer, die ihre Schwächen zu nutzen wissen.
Leidenschaft ist figierte Sehnsucht nach der unentbehrlichen Wonne, unsere Person an die Person eines andern Menschen abzugeben, und sich in ihm zu verlieren. Ich habe es schon gesagt, daß dieser Zustand sich bey glücklicher Liebe nicht leicht finden wird; daß er allemahl Hindernisse, Versagungen, Trennungen voraussetzt. Demungeachtet kann die glücklichste Verbindung im ruhigsten Genusse der Vereinigung[WS 1] sehr wohl mit einzelnen leidenschaftlichen Aufwallungen verknüpft seyn, welche vorübergehende Lagen, eine Anwandlung von Eifersucht, eine kurze Trennung, eine kleine Verunwilligung zwischen dem Geliebten, ein heftigeres Andringen
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Veinigung
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 333. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_1.djvu/333&oldid=- (Version vom 1.8.2018)