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ihr Zuthun gewährt. Sie wollen nicht die Zufriedenheit der Gattin, sie wollen die Aeußerungen ihrer Dankbarkeit, ihrer Abhängigkeit von ihnen: sie wollen den Stolz, sich sagen zu können: ich that’s! Dagegen habe ich einen andern Gatten gekannt, dem nichts schmerzhafter war, als seine Frau nicht immer heiter und froh zu sehen. Er that alles was er konnte, um sie stets zufrieden zu erhalten. Warum? Weil er, selbst zum Mißmuth sehr geneigt, kein anderes Mittel dagegen kannte, als seine tägliche Gesellschafterin immer lachend und gleich heiter zu sehen. Traf sie ein Unfall, verlor sie eine Freundin, einen nahen Anverwandten, so floh er sie. Das Bedürfniß, welches sie empfinden konnte, gerechte Thränen mit den seinigen zu mischen, das kannte er nicht.

Wie viele seines Gleichen hat dieser Mann! wie gewöhnlich ist jetzt der Grundsatz: alles Unangenehme von sich zu entfernen, um des Lebens besser zu genießen! Er schleicht sich sogar in häusliche und Familienverhältnisse ein, und manches Kind wird unwiederbringlich verdorben, weil der Vater die ersten Nachrichten, die ihm von seinen ersten Ausschweifungen gebracht werden, von sich stößt, um unangenehmen Empfindungen auszuweichen. Geht zu solchen Menschen, die ihr Freunde nennt, und klagt ihnen ein Unglück: theilt ihnen eine Besorgniß mit; ihr werdet es sichtlich bemerken, wie unangenehm ihnen die Stimmung ist, welche ihr ihnen mittheilt, wie sehr sie dieser auszuweichen, sie von sich zu entfernen streben. Sie werden euch sagen, daß ihr die Sache übertreibt, daß ihr zu viel Gewicht auf den Grund eures Kummers legt; und wenn ihr aus Bescheidenheit und Unmuth schweigt, so sind sie schon zufrieden.