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vortrefflich geschaffene Menschen in ihrer Art, die auf das menschliche Geschlecht einen sehr ausgebreiteten nützlichen Einfluß haben mußten und gehabt haben. Das rührt sie mit der Wonne der Beschauung.

Aber auch die Liebe bemeistert sich, wie gesagt, der Schätzung, als eines Akts von Wohlwollen und Wohlthätigkeit, worin sie sich hervorstechend äußert. Wenn wir streben, den Menschen schätzen zu können, weil dieß seine Zufriedenheit mehren muß; wenn wir wirklich bey der Schätzung weniger an das Außerordentliche, Ungewöhnliche, Vollkommene für unsere Phantasie, weniger an eine Zueignung der Vortheile seines Rufs und seiner Wirksamkeit, als an das Glück denken, welches derjenige empfinden muß, der sich schätzbar und geschätzt fühlt; – ja, dann empfinden wir die Wonne der Liebe.

Solche Wonne flößte ein Alexander seinem Parmenio, ein Friederich seinem d’Argens ein. So findet ein berühmter Mann zuweilen, wiewohl selten, eine Geliebte, einen Freund, welche unbekümmert um den Vortheil, den sein Ruf und seine Talente für ihre eigene Person haben können, darin bloß ein Mittel zu der größern Zufriedenheit des Verbündeten sehen.

Nun zur Verehrung, Hochachtung, Achtung im engsten Verstande! Sie setzt mehr wie Schätzung zum Voraus. Diese kann allenfalls das bloße Werk angeborner Anlagen, zufälliger Umstände seyn; aber Verehrung wird allein das vernünftige Wesen einflößen, das sich aus freyem Willen zu einer nutzbaren und nützlichen Kraft für alle vernünftige Wesen bestimmt und gefertigt hat.