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eher als die Ueberzeugung zu verlieren, an der allein der Werth unserer Fortdauer liegt; getrennt von dem Geliebten keine Wonne, kein Genügen, kein Dulden und kein Daseyn kennen; darum aufsuchen, darum gern genießen jede Freude mit ihm – darum gern entbehren, darum schmacklos finden jede Freude ohne ihn; – sinnen, träumen durch ihn; – weben, leben in ihm; – Ja! dann haben wir ein Herz für Leidenschaft; ja! dann fühlen wir im engsten Sinne Liebe!

Ha l’amore! sagt der Italiener mit der Rührung des Mitleidens. Ha l’amore! der Arme ist krank an Liebe! Mit stolzem Erbarmen sagt der Deutsche: Er ist verliebt; der Thor geht irre durch Liebe! Ach! und wohl ist Leidenschaft der Liebe Krankheit! Krankheit der Seele und des Körpers! Wohl ist sie eine Art von Wahnsinn! Ein fieberhafter Wechsel von Ueberspannung und Ermattung aller Lebensgeister, von finstrer Wuth und extatischer Entzückung! Mit einem Worte: ein Wechsel von Hölle und von Seligkeit! [1]


Zweytes Kapitel.
Semiotik, Zeichenlehre der Leidenschaft der Liebe. Erstes Merkmahl. Unbegreiflicher Werth, den wir auf den geliebten Gegenstand setzen.

Das erste Merkmahl der Leidenschaft der Liebe ist die unerklärbare Vorstellung, die wir uns von der Person des geliebten Wesens machen; der unbegreifliche Werth,


  1. Sehr treffend drückt der Lateiner den Zustand eines Verliebten durch amore deperditus aus.