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die Wirkung, die seine persönliche Liebenswürdigkeit auf diese Zirkel zu seinem Vortheile hervorbringt. Der Mann glänzt dagegen oft durch seine Gattin: wird oft um ihretwillen gelitten und durch sie getragen. Bey vermindertem Reitze der öffentlichen Thätigkeit und des Bürgerruhms, wird höherer Werth auf allgemeine Sittlichkeit, geselligen Anstand, häusliche Tugend und Familienglück gesetzt, und beyde Geschlechter machen ungefähr gleichen Anspruch daran. Beyde Verbündete nehmen häufiger an einerley Unterhaltung Antheil. Kenntnisse, Künste, Gegenstände der Beobachtung, des Nachdenkens, der Beurtheilung, werden gemeinschaftlicher unter ihnen; kurz, die Verbindungspunkte vermehren sich durch eine größere Uebereinstimmung in den herrschenden Trieben beyder Geschlechter, und durch das Zusammentreffen in einerley Genuß ihrer Begünstigung. Der Mann schließt nunmehr nicht bloß Einiges von seinem Persönlichen an die Person des Weibes an: nein, er setzt seine Person mit der der Gattin zusammen, er vereinigt seine Natur mit der ihrigen, und empfindet für sie Freundschaft, oder besser, Geschlechtszärtlichkeit.

Aber wie gesagt, die Natur, die er mit der des Weibes vereinigt, ist nicht die Natur, die er mit der des Freundes verbindet. Die Person die er mit ihr zusammensetzt, erweckt nicht den nehmlichen Begriff, den die Person zweyer Freunde begründet. Hier ist es ein Paar, das sich zusammen durch die erhöhete Wirksamkeit seiner Stärke, – oder wenn es Weiber sind, seiner Zartheit – so glücklich fühlt, wie es kein einzelnes Individuum der nehmlichen Art seyn würde; dort ist es das Paar, das sich durch die gleichzeitige Wirksamkeit seiner Stärke und Zartheit so glücklich fühlt, wie es die einzelne Person der