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Endlich hat man gesagt: Freundschaft sey Liebe zwischen Personen von dem nehmlichen Geschlechte. Wahr! Aber wie vieldeutig sind die Worte: Liebe und Geschlecht, in dem Munde des großen Haufens!

Wir haben beydes bisher zu erklären gesucht, und ich hoffe, es wird uns nicht schwer werden, diesem letzten, an sich richtigen Begriffe die nähere Bestimmung zu geben.


Zweytes Kapitel.
Freundschaft ist eine Art von Zärtlichkeit.

Freundschaft ist keine vorübergehende Aufwallung; sie ist dauernde, angewöhnte Stimmung unsers Wesens zur Zuneigung gegen eine bestimmte Person. Wir lachen über das Kind, und über den kindisch gesinnten Menschen, die in einer Stunde, in einer Woche vielleicht, Freundschaften gestiftet zu haben glauben, die in der Stunde, in der Woche darauf, vergessen werden.

Freundschaft ist eine liebende Anhänglichkeit. Das wonnevolle Streben nach der Ueberzeugung, daß der Verbündete sich selbst glücklich fühle, muß unter den Affekten, welche er uns einflößt, die Oberhand behalten. Wir würden wieder über denjenigen lachen, der uns versichern wollte, er sey der Freund des verstorbenen Helden, dessen Vorzüge ihn begeistern; und wir würden denjenigen zugleich verachten, der sich den Freund des Reichen nennen wollte, dessen Schwächen er um seines Vortheils willen schmeichelt.

Freundschaft ist zärtliche Anhänglichkeit, angewöhntes Streben nach der Ueberzeugung, daß man sich durch Vereinigung der Naturen wechselseitig beglücke. Der