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selbst einzuwirken glauben, und sich bey dieser thätigen Bewegung selbst spannen und selbst zärteln.

Indem wir unser Gemüth den Angriffen eines Wesens gern entgegen bieten, so erkennen wir mit Vergnügen unsre Gewalt über dieß äußere Wesen an. Jener erste Zustand wird Hingebung genannt; dieser letzte Beherrschung.

Der reitzendste Zustand für das Gemüth ist der, wenn es sich zugleich überlassend und thätig, zugleich hingebend und beherrschend, und dadurch zugleich gespannt und gezärtelt, spannend und zärtelnd fühlt. Dadurch kommen wir in eine so enge Vereinigung mit dem Wesen, dem wir uns unter diesen Empfindungen nähern, daß wir Besitz von ihm nehmen, und uns mit ihm von der übrigen Gesellschaft der Menschen als ein einzelnes zusammengesetztes Wesen absondern. Ich nenne diese engere Vereinigung das Einlagern des Gemüths.

Er wird aber nicht entstehen, dieser Zustand, wenn das Wesen, dem wir uns nähern, uns mit einer Spannkraft angreift. Alsdann fühlen wir uns in einer bloß überlassenden Lage. Die Kräfte unserer Seele, welche dazu dienen, uns in näherer Verbindung mit dem Wesen zu denken, es ganz in unsere Verhältnisse herüber zu ziehen, es zu besitzen, uns mit ihm von andern Wesen zur Vertraulichkeit abzusondern; – diese Kräfte finden sich in ihrer freyen Wirksamkeit gehemmt. Wir isolieren uns vielmehr von ihm, wir stämmen uns gegen dasselbe an, wir wehren es ab, und die Wonne, welche die reine Spannung mit sich führt, hat allein ihren Grund in der starken Erschütterung des Gemüths, oder in dem