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reitzendsten Hirtenlebens in Geßners Idyllen abgeschmackt, während andere das träumende Nichtsthun der Südländer für die Seligkeit der Unsterblichen halten.

Oft liegt es nur an einer vorübergehenden Stimmung des Gemüths, wenn eine gewisse Spannung oder Zärtelung, die wir sonst wohl vertragen haben würden, uns widerlich wird. Wir suchen eine leichte Unterhaltung, und der Gesellschafter will uns in eine gründliche Erörterung verwickeln; die wird quälend: wir suchen ernste Prüfung, und man will uns zum Lächeln zwingen; das wird fade.

Also muß der Gegenstand, dessen Bild unser Gemüth wonnevoll spannen soll, mit der Einrichtung desselben im Ganzen, oder mit dessen jedesmahliger Stimmung im Wohlverhältnisse stehen. Das Gemüth muß sich in der Disposition der Stärke befinden, diese erhöhet zu fühlen wünschen, und der Gegenstand, der sich ihm spannend nähert, muß den Sättigungspunkt nicht überschreiten. Eben so verhält es sich mit der Zärtelung, wenn diese uns wonnevoll reitzen soll.

Hierauf beruht die Neigung der Seele zu gleichartigen Gegenständen, die sich so wohl bey der Selbstheit als beym Beschauungshange so wie endlich auch bey der Sympathie äußert. Mit dieser letzten habe ich mich hier allein zu beschäftigen. Sie zeigt sich da, wo wir dem Gegenstande, dem wir uns mittelst der Vorstellung nähern, etwas Selbstständiges und einen Zustand beylegen, uns seine Eigenschaften aneignen, und uns in seine Lage hineinversetzen. Unser Gemüth stößt dann auf eine Person, durch deren Bild es wonnevoll gespannt wird, weil es sich stark fühlt und noch mehr gespannt seyn will; – so sympathisieren wir mit dem Starken. Oder unser