Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil | |
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unterworfen wären. Denn warum würden sonst nicht alle Körper, welche zur vollständigen Befriedigung des unnennbaren Triebes, und dadurch zur Erfüllung der Zwecke der fortbildenden Natur geschickt sind, sich einander anziehen? Warum würden selbst unter den Körpern, welche die Lüsternheit erregen, einige so viel stärker als andere diesen Zustand hervorbringen?
Prüft man die Eigenthümlichkeiten der Organisationen der Manns- und Frauenspersonen, und der davon abhängenden Verschiedenheit ihrer äußern Hüllen genauer nach meinen Bestimmungen, so wird der wahre Grund sich offenbaren. Hebende Zartheit zeichnet die Formen des Frauenzimmers aus, und erweckt den Zustand der Ueppigkeit in der Mannsperson schon bey der fernen Annäherung. Die reife Mannsperson hat der Regel nach nicht das Vermögen, weder auf den Mann noch auf das Weib durch seine todte Form üppig zu wirken. Durch die Ueppigkeit wird die Lebenskraft, wie ich oben gezeigt habe, leicht in Aufruhr gebracht und die Lüsternheit erweckt. Ganz begreiflich also, daß der Mann gemeiniglich der Erwecker der Lüsternheit ist. Er, der sich der Regel nach durch stärkere Organisation auszeichnet, sucht dann nicht die Mannsperson, die eine gleich starke Organisation mit ihm hat, sondern die Frauensperson, welcher, der Regel nach, die zärtere eigen ist, auf. Indem Er, der Regel nach, Erwecker der Lüsternheit wird, wird Sie, der Regel nach, Leiter der seinigen. Da Sie aber eben so wie Er Anlage zu dem nehmlichen Zustande hat, so bietet Sie sich demselben entgegen, und wirkt bald verstärkend eben die Empfindungen auf Ihn
Basilius von Ramdohr: Venus Urania. Ueber die Natur der Liebe, über ihre Veredelung und Verschönerung/Erster Theil. Georg Joachim Göschen, Leipzig 1798, Seite 149. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Ramdohr-Venus_Urania-Band_1.djvu/149&oldid=- (Version vom 1.8.2018)