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auch hier nicht mehr nach Verbindung mit leblosen, sondern mit belebten Körpern, denen, so wie uns, eine thierische Organisation, nur von verschiedener Beschaffenheit, eigen ist.

Die Lüsternheit zeigt sich gemeiniglich, aber nicht unbedingt, als Folge der Ueppigkeit, und als Vorläuferin des Triebes nach derjenigen engsten Verbindung der Körper, woran die Natur die Fortpflanzung ihrer Geschöpfe gebunden hat. Sie begleitet oft diesen Trieb bis zu dem Augenblicke, worin er vollständig befriedigt wird. Eine Anstrengung aller Werkzeuge des Lebens, die mit ihrer üppigen Ausdehnung wechselt, ein stärkeres Einziehen und Verhalten des Athems, ein schnelleres Kreisen des Bluts durch beengte Gefäße, und überhaupt eine gleichzeitige Hemmung und Unruhe unsers ganzen organischen Wesens, bezeichnen das Erwachen der Lüsternheit. Ein fieberhafter aber überschwenglich wollüstiger Schauer charakterisiert ihren Genuß, wenn sie den Körper, mit dem sie sich in Verbindung zu setzen wünscht, berührt, und das Erwachen eines ähnlichen Zustandes in ihm gewahr wird.

Diese Lüsternheit gehört, wie gesagt, zur Geschlechtssympathie; sie ist an ähnliche Gesetze mit der Ueppigkeit gebunden.

Unsere Lebenskraft, oder die Irritabilität unserer ganzen thierischen Organisation, [1] setzt eine doppelte


  1. S. Iths Versuch einer Anthropologie. 1. Theil, 2. Hauptstück[WS 1] §. 41. Ich nehme das Wort: Lebenskraft oder Irritabilität für das Princip der Bewegung der thierischen Organisation, das offenbar vom Mechanismus verschieden ist. Uebrigens lasse ich mich nicht darauf ein, woher sie rührt, und worin sie liegt. Genug, die Lebenskraft äußert sich anders als das Empfindungsvermögen, [142] die Sensibilität, die an den äußern Sinnenorganen zunächst empfunden wird.

Anmerkungen (Wikisource)

  1. Vorlage: Haupstück