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pikante Salze auf unsre Geruchsorgane machen, mit dem des Rosendufts, und beyde wieder mit dem gewisser wohlriechenden Oehle und Specereyen vergleichen.


Also giebt es unstreitig eine dreyfache Schwingung, in welche die Sensibilität unserer Sinnenorgane versetzt werden, und die dreyfache Wollustgefühle hervorbringen kann: reine Spannung, reine Zärtelung, und eine dritte höhere und bindendere, die aus einer Vermischung oder Vermählung der beyden ersten entsteht. Ich nenne die letzte: üppige Gefühle.

Da ich hier meine Aufmerksamkeit bloß auf diejenige Modification unserer Sinnlichkeit richte, die ich im ersten Buche körperliche Sympathie genannt habe; so will ich mich hier auch bloß auf die nähere Bestimmung derjenigen spannenden, zärtelnden und üppigen Gefühle einlassen, wobey wir ein Zusammenafficiertwerden, entweder eine Theilung des nehmlichen Zustandes mit dem belebten Körper, oder wenigstens eine Uebereinstimmung unsers Zustandes mit der Lage des neben uns bestehenden unbelebten Körpers beachten.

Ich werde jetzt zeigen, daß die rein spannenden und rein zärtelnden Wollustgefühle der Sympathie mit dem Gleichartigen; – die üppigen aber der Geschlechtssympathie angehören.

Die zweyfache Reitzungsart der Sensibilität unserer Organe, [1] gespannt und gezärtelt zu werden, setzt nothwendig


  1. Empfindungsvermögen, Nervenkraft, Reitzbarkeit der Organe. Vergleiche Iths Versuch einer Anthropologie. Plattners neue Anthropologie. Sömmering vom Seelenorgan. Plouquet Skizze der Lehre der menschlichen Natur. Ich habe [128] das Wort Sensibilität der Organe gewählt, um mich theils auf die Frage nicht einzulassen, wo der Sitz der Reitzbarkeit unserer Sinne zu suchen sey, ob in den Nerven selbst, oder in einem sensorio communi? theils um diese Sensibilität eben so wohl von der Irritabilität oder Lebenskraft, als von dem Gemüthe zu unterscheiden.