Anonym (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe): Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783 | |
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ich, daß Herr Brandes bey Anlegung des Plans auf die richtige Auszeichnung des Baron von Birkwiz eben so attent, als auf alle übrige handelnde Personen, gewesen wäre. Wollte er ihn aber gerade so darstellen, wie er erschien, so hätte er nur auch das Vertrauen des Grafen von Olsbach zu ihm mehr einschränken sollen. Ein Mann von so erleuchteter Penetration, und determinirter Menschenkenntniß, wie der Graf, mußte schlechterdings aus der Aufführung des Barons gerechten Verdacht gegen sein Herz schöpfen, und daher andre Mittel, als stets wiederhohlte Wohlthaten, zu dessen Correction versuchen. Am allerwenigsten aber durfte das unbesonnene Versprechen, seine Schwester Birkwizen zur Gemahlin zu geben, je über Olsbachs Lippen springen. Wenn man ein geseztes Frauenzimmer, wie Julie, und einen leichtsinnigen Jüngling, wie Birkwiz, war, in Vergleichung stellte: so mußte man den Gedanken, sie einander zu Ehe bestimmt
Anonym (d. i. Johann Friedrich Ernst von Brawe): Raisonnirendes Theaterjurnal von der Leipziger Michaelmesse 1783. Jacobäer, Leipzig 1784, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Raisonnirendes_Theaterjurnal_von_der_Leipziger_Michaelmesse_1783.djvu/153&oldid=- (Version vom 1.8.2018)