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und nie verschuldeten, Unglüke gleich, erhebt sich durch edele Resignation zur höchsten Menschenwürde, zieht sich in seine Familienarmuth zurük, nimmt Luisen mit in das Haus seiner dürftigen Mutter, verschmerzt die Zerstörung seiner öconomischen Glüksumstände, und trauert nur darüber, daß seine angebetete Wohlthäterin die Reinheit seines Herzen, seine treue Anhänglichkeit an ihre Person, und an ihr Intereße, so ganz verkannt hat. Nicht lange bleibt Adolph in der trost- und hoffnungslosen Lage. Die Baronin hat sich bald von seiner Unschuld überzeugt; sie tritt unvermuthet bey der Willnangischen Familie ein, erklährt: daß Adolphen bitteres Unrecht geschehen sey; entschädigt ihn dafür aufs Vollständigste, indem sie seine unaufschiebliche Verbindung mit Luisen bestätigt, und für Beyder künftige Wohlfarth, als Mutter zu sorgen, mit Ihnen fernerhin unzertrennlich zu leben, auch Adolphs leibliche Mutter, und Schwester, in eine ganz sorgenfreye Lage zu versezen, sich anheischig macht. –

Madame Eule spielte die Baronin im hohen Grade dramatischer Kunst, und Vollkommenheit – Herr Bethmann aus Berlin, den Secretair Willnang, als dritte, und lezte, hiesige Gastrolle, ungekünstelt, im edelsten Schmuke der reinen Natur und Wahrheit, gerade so, als wenn er ieden Pinselstrich, den Ifflands Meisterhand zu diesem characteristischen Tableau auftrug, einzeln belauscht, als wenn er die Rolle, und alle ihre Nuancen, unter Ifflands unmittelbarer Anweißung einstudirt hätte.