Seite:RaffiBilderAusPersienUndTürkischArmenien.pdf/16

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Ein Blitzschlag, wie diejenigen, mit welchen Ormusd die Teufel des Ariman verfolgt, wäre nicht so erschreckend gewesen, wie die Kunde, welche der Meister aus dem Munde des Abgesandten des Serdars vernahm. Zuerst wurde er ganz verwirrt, dann aber mit Gottes Hilfe sich sammelnd, erwiderte er, er könne seine Tochter einem Manne, der nicht zu Ormusds Glauben gehöre, nicht zur Frau geben. Diese Antwort wurde dem Serdar überbracht und erfüllte seine böse Brust mit dem Gifte der Rache.

Dieselbe liess auf sich nicht warten. Es vergingen kaum einige Tage und in der heiligen Stadt flossen Blut und Thränen.

Den Muhamedanern fällt die Verfolgung der armen Gabrin[1] stets sehr leicht; sie verstehen es recht gut, das Volk gegen uns zu reizen und zu hetzen. Ein paar erfundener Gerüchte über uns, die ihr religiöses Gefühl beleidigen, genügten, um die wütige Rache des Pöbels gegen uns entbrennen zu lassen.

So geschah auch dieses Mal. Es verbreitete sich in der Stadt das unglückbringende

Empfohlene Zitierweise:
Raffi: Bilder aus Persien und Türkisch-Armenien. Wilhelm Friedrich, Leipzig [1886], Seite 44. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:RaffiBilderAusPersienUndT%C3%BCrkischArmenien.pdf/16&oldid=- (Version vom 24.7.2016)
  1. „Gaber“ heissen in Persien die Anhänger des alten Zoroaster-Glaubens. Das Wort entspricht dem türkischen „Gowur“ und bedeutet „Ungläubiger“.