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gesetzeten Tactzeichen einen Tact aus, von welcher Art er auch sey. s. Tab. II. Fig. 6.

13. §.

Der gerade Tact ist wieder zweyerley: Vierviertheiltact, und Zwerviertheiltact. Der Vierviertheiltact, welchen man auch den gemeinen geraden, oder schlechten Tact zu benennen pfleget, wird zu Anfange eines Stückes mit einem großen C angedeutet: Der Zweyviertheiltact hingegen mit 2/4. Bey dem Vierviertheiltacte ist wohl zu merken, daß, wenn durch das C ein Strich geht, wie Tab. II. Fig. 10. zu sehen ist, solcher Strich bedeute, daß alsdenn die Noten, so zusagen, eine andere Geltung bekommen, und noch einmal so geschwind gespielet werden müssen, als sonst, wenn das C keinen Durchstrich hat. Man nennet diese Tactart: allabreve, oder alla Capella. Weil aber bey der itztgemeldeten Tactart, von vielen, aus Unwissenheit, Fehler begangen werden: so ist einem jeden anzurathen, diesen Unterschied sich wohl bekannt zu machen. Denn diese Tactart ist im galanten Styl itziger Zeit üblicher, als sie in vorigen Zeiten gewesen ist.

14. §.

Der Tripeltact ist von verschiedener Art, wie hier die übereinander gesetzeten Ziffern zeigen, als: 3/1. Dreyeintheil; 3/2. Dreyzweytheil; 3/4 Dreyviertheil; 6/4 Sechsviertheil; 3/8 Dreyachttheil; 6/8 Sechsachttheil; 9/8 Neunachttheil; 12/8 Zwölfachtheiltact. u. s. w.

15. §.

Es giebt eine Art voll Figuren, wo drey gleiche Noten zusammengestrichen werden, und folglich dem Tripeltacte ähnlich sehen; sie kommen aber sowohl in gerader als ungerader Tactart vor. Man nennet diese Figuren: Triolen. Hier machen drey eingeschwänzte Noten ein Viertheil, s. Tab. II. Fig. 7. (l); drey zweygeschwänzte ein Achttheil, s. (m); drey dreygeschwänzte ein Sechzehntheil, s. (n); wie die darüber befindlichen Noten ausweisen. Man pfleget auch wohl, zum Ueberfluß, die Ziffer 3 darüber zu setzen; wie bey (l) zu sehen ist.

16. §.

Da ich nunmehr die Geltung der Noten und Pausen, ingleichen die verschiedenen Tactarten gewiesen habe; so wird noch nöthig seyn, zu zeigen, wie jede Note und Pause in den Tact gehörig eingetheilet werden müsse, und wie man dieses auf eine leichte Art erlernen könne. Die meisten sehen solches als etwas leichtes an, und glauben, daß man es durch

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Johann Joachim Quantz: Versuch einer Anweisung die Flöte traversiere zu spielen. Johann Friedrich Voß, Berlin 1752, Seite 56. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Quantz_Versuch_Fl%C3%B6te_1752_Seite_056.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)