Heinrich Pröhle: Das Haus zu den beiden Schimmeln in Köln. In: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten, 2. Auflage | |
|
Papageien pflegten in den Bäumen und Thürmen am Rheine in alter Zeit ebenso wenig zu nisten als jetzt, sondern nur Raben und Dohlen und andere europäische Vögel. Dennoch hieß das Haus in der Richmodisstraße zu Köln, worin Herr von Aducht mit seiner schönen Frau Richmodis wohnte: zu den drei Papageien. Als das alte Haus abgebrochen und an derselben Stelle ein neues erbaut wurde, erhielt es den Namen: zu den beiden Schimmeln und wurde mit zwei hölzernen Schimmeln versehen, die oben unter dem Dache hervorschauen. Diesen Namen bekam das Haus wegen folgender Begebenheit:
Wenn ums Jahr 1350 die beiden Schimmel des Herrn von Aducht die Kutsche dieses vornehmen und reichen Herrn aus dem Hofthor auf die Straße zogen, so blieben alle Leute stehen, nicht wegen der beiden Schimmel, sondern wegen der schönen Frau Richmodis, die an der Seite ihres glücklichen Gemahls in dem Wagen saß. Alle wurden von ihr so lieblich gegrüßt, daß ihnen das Herz im Leibe lachte, wenn sie die Peitsche des Kutschers knallen hörten, der im Trab mit ihr davonfuhr.
Im Jahre des Herrn 1357 kam aber die Pest nach Köln und raffte auch Frau Richmodis mit hinweg. An ein feierliche Begräbnis war in der Zeit des Schreckens und der allgemeinen Furcht vor Ansteckung nicht zu denken. Auch Herr von Aducht mußte für seine geliebte Gattin darauf verzichten. Eilig und still, roh und gefühllos
Heinrich Pröhle: Das Haus zu den beiden Schimmeln in Köln. In: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten, 2. Auflage. Meidinger , Berlin [ca. 1892], Seite 221. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten_2.djvu/5&oldid=- (Version vom 1.8.2018)