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und die unablässige Bemühung flinker Diener wußte sie einer solchen Masse zuströmender Gäste genug zu thun. Auch die Reisenden aus Wiesbaden, mit fetter dampfender Speise, mit frischem Brote reichlich versehen, bemühten sich, an einem geschirmten langen und schon besetzten Tische Platz zu finden.

Freundliche Leute rückten zusammen, und man erfreute sich einer angenehmen, ja liebenswürdigen Gesellschaft, die von dem Ufer der Nahe zu dem erneuerten Feste gekommen war. Muntere Kinder tranken Wein wie die Alten. Braune Krüglein mit dem weißen Namenszuge des Heiligen machten im Familienkreise die Runde. Auch unsere Reisenden hatten solche Krüglein angeschafft und setzten sie wohlgefüllt vor sich nieder. Da wurde ihnen der große Vorteil solcher Volksversammlungen klar, wodurch bei einem etwas höheren Interesse aus einem großen weitschichtigen Kreise so viele einzelne Strahlen nach einem Mittelpunkte hingezogen werden. Dabei thun sich sogar neue Kenntnisse auf, und man unterrichtet sich selbst von mehreren Provinzen. Durch solche Betrachtungen wurde aber der Genuß des Weines nicht unterbrochen. Die Gesellschaft sandte ihre leeren Gefäße zu dem Schenken, welcher sie ersuchen ließ, Geduld zu haben, bis die vierte Ohm angestochen sei. Die dritte war in der frühen Morgenstunde schon verzapft worden.

So konnte es denn nicht fehlen, daß ein Hauptgegenstand des Gespräches der Wein blieb. Da erhob sich denn sogleich ein Streit über den Vorzug der verschiedenen Gewächse. Hier war es erfreulich zu sehen, daß die Magnaten unter den Weinen keinen Rangstreit hatten. Hochheimer, Johannisberger, Rüdesheimer lassen einander gelten. Nur in Bezug auf die Weine geringeren Ranges herrscht Eifersucht und Neid. Hier ist denn besonders der sehr beliebte rote Aßmannshäuser vielen Anfechtungen unterworfen. Ein Weinbesitzer von Ober-Ingelheim behauptete, der ihrige gebe jenem nur wenig nach. Der Eilfer, das heißt der Ober-Ingelheimer Wein von 1811 sei köstlich gewesen, davon sich kein Beweis mehr führen lasse, weil er schon ausgetrunken sei. Dies wurde von den Beisitzenden gar sehr gebilligt, weil man rote Weine gleich in den ersten Jahren genießen müsse.

Nun rühmte dagegen die Gesellschaft von der Nahe einen in ihrer Gegend wachsenden Wein, der Montzinger genannt. Er soll sich leicht

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Heinrich Pröhle: Rheinlands schönste Sagen und Geschichten. Tonger & Greven, Berlin 1886, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Proehle_Rheinlands_Sagen_und_Geschichten.djvu/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)